Die Finanzmarktkrise zeigt auch Nachwirkungen bei Versicherungs-Riesen in Deutschland. Im Unterschied zu den Banken kommen die Versicherer sichtbar mit leichten Blessuren davon. Analysten sehen die Versicherer als Stabilitätsanker.
Allianz kassiert nur „ein blaues Auge“
Falls die Märkte sich im Vergleich zu 31.10.2008 nicht mehr erholten, erwartet die Allianz eine Abschreibung von einer Milliarde Euro, sagte Finanzvorstand Helmut Perlet in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Eine Prognose für den Jahresüberschuss 2008 wollte Perlet aktuell nicht abgeben.
Bei der Allianz entfiel ein großer Anteil der Abschreibungen auch auf ein Engagement bei der insolventen amerikanischen Investmentbank Lehmann Brothers, wie aus einer Präsentation von Vorstandsmitglied Perlet hervorgeht.
Der Konzern vertraut aber auf seine klassischen fundamentalen Stärken im operativen Geschäft, um die Blessuren aus der jüngsten Vergangenheit zu heilen.
Trotz blauem Auge gestärkt aus der Krise
Auch die Allianz musste in der Lebensversicherung und Vermögensverwaltung ein blaues Auge hinnehmen. Die Krise an den Kapitalmärkten drückten den Umsatz und operativen Gewinn.
Der operative Gewinn sank im dritten Quartal 2008 im Konzern auf 1,6 Milliarden Euro gegenüber 2,6 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres 2007. In der Zeit vom Januar bis September 2008 weist die Allianz aber ein operatives Ergebnis von 6,5 Milliarden Euro aus gegenüber 7,7 Milliarden im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Dieses operative Ergebnis ist ein Zeichen für die fundamentale Stärke unseres Geschäfts, so Finanzvorstand Perlet und wies darauf hin: Trotz der Turbulenzen im Finanzmarkt haben wir unsere starke Kapitalposition und Solvabilität erhalten. Die Allianz weist ein Eigenkapital von 37,5 Milliarden Euro aus und erreicht eine Quote in der Solvabilität von 157 Prozent.
Erfolge in der Schaden- und Unfallversicherung
Die Schaden- und Unfallversicherung hat im dritten Quartal ein nach Angaben der Allianz ein solides Ergebnis erzielt. Die Bruttoprämieneinnahmen stiegen im Berichtszeitraum auf 10,8 Mrd. Euro von 10,7 Mrd. Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Umsatz hat sich um 7,8 Prozent erhöht, nach Bereinigung um Wechselkursschwankungen und Konsolidierungseffekte.
Das operative Ergebnis sank im dritten Quartal 2008 auf 1,2 Mrd. Euro von 1,5 Mrd. Euro im dritten Quartal 2007. Dieser Rückgang wird nach Unternehmensangaben auf zwei Faktoren zurückgeführt: Die Kreditversicherung verzeichnete Zahlungsverzögerungen, da viele Lieferanten von einem Liquiditätsengpass betroffen waren. Das US-Agrargeschäft musste Ende September Verluste auf Grund des Preisverfalls bei Rohstoffen verkraften.
Die Kostenquote verringerte sich im dritten Quartal auf 26,2 Prozent von 27,6 Prozent im Vorjahresquartal. Die Combined Ratio betrug im gleichen Zeitraum 96,2 Prozent und lag damit über den 94,1 Prozent des Vorjahreszeitraumes.
„Unser Schaden- und Unfallgeschäft bleibt auch in der aktuellen Situation sehr widerstandsfähig. Wir sind in guter Verfassung und für uns kommt weiterhin Ertrag und Gewinn vor Volumenausweitung“, sagte Helmut Perlet.
Wiederentdeckung der klassischen Lebensversicherung
In der Lebens- und Krankenversicherung gingen die Prämieneinnahmen im dritten Quartal auf 9,4 Mrd. Euro zurück, verglichen mit 10,2 Mrd. Euro im dritten Quartal des vergangenen Jahres.
Die Bedingungen an den Finanzmärkten haben sich bisher vor allem negativ auf den Absatz der fondsgebundenen Produkte ausgewirkt, der um 1,3 Mrd. Euro nachgab.
Die Prämieneinnahmen aus den klassischen Lebensversicherungsprodukten haben sich dazu im Jahresvergleich deutlich um 10 Prozent oder 400 Mio. Euro im Konzern erhöht. Vor allem Deutschland, die Schweiz und Frankreich legten im klassischen Lebensversicherungsgeschäft zu.
Der Abschwung an den Finanzmärkten belastete das operative Ergebnis aus Kapitalanlagen mit Abschreibungen von 1,6 Mrd. Euro sowie mit rund 500 Mio. Euro geringeren realisierten Gewinnen als noch im dritten Quartal 2007. Das operative Ergebnis im dritten Quartal 2008 verringerte sich auf 218 Mio. Euro von 873 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.
Ausblick auf das Jahresende 2008
Obwohl die Allianz keine Angaben in die Zukunft, im Hinblick einer Prognose auf den Jahresgewinn macht, richten sich die Hoffnungen anscheinend auch auf ein gutes Geschäft in Deutschland mit Produkten zur Abgeltungssteuer im letzten Quartal 2008.
Für die ganze Branche bleibt es zu wünschen, dass da „blauäugig“ nicht zu viel erwartet wird. Es wird für den Vertrieb keine leichte Aufgabe sein, die verunsicherten Verbraucher zu überzeugen.
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