Ärger mit Berufsunfähigkeits-Policen

Ablehnung, Ausschluss oder mehr Beitrag für ein erhöhtes Risiko, die Versicherer sind bei der Annahme von Versicherungsanträgen auf Schutz bei Berufsunfähigkeit nicht zimperlich. Und falls ohne Zuschlag eingedeckt wird, zahlt die Versicherung im Ernstfall oft nicht – zum Teil mit eigenartigen Begründungen

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Unbestritten ist Berufsunfähigkeit ein hohes Risiko.

Gut ein Viertel der Berufstätigen halten aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum regulären Renteneintritt durch. Wer jünger als Jahrgang 1961 ist, hat vom Staat keine Unterstützung mehr über eine minimale Rente bei Erwerbsminderung zu erwarten.

Es droht neben der Berufsunfähigkeit ein finanzielles Desaster. Folglich ist der Abschluss einer Berufsunfähigkeits-Police zumeist empfehlenswert. Wer sie abschließen will bei der Gesundheitsprüfung alles, aber auch wirklich alles, angeben. Je jünger der Kunde desto günstiger nicht nur der Beitrag, sondern auch die Chance, dass nicht eine Vorerkrankung zum Stolperstein wird.

 

Wie ermitteln die Unternehmen am Risiko orientierte Beiträge?

Einmal wegen Kopfschmerzen, Asthma-Verdacht, Rückenleiden oder Allergie in Behandlung gewesen? Schon wird es problematisch. Viele Anbieter schließen dann alle Folgekrankheiten in diesem Kontext aus oder erheben satte Risiko-Aufschläge auf die Prämie.

Akzeptiert ein Kunde den Ausschluss, riskiert er viel. Wer weiß schon, welche Krankheiten sich in fernen Jahren von findigen Schadens-Abteilungen der Versicherer auf besagte Kopf- oder Rückenschmerzen zurückgeführt werden? Folglich sind Ausschlüsse nicht akzeptabel, dann lieber doch höhere Prämien bezahlen.

Übrigens: Wer sich bei einem Anbieter um ein Angebot bemüht und die Gesundheitsprüfung nach dessen Meinung nicht oder nur mit Einschränkungen bestanden hat, wird in einer für die ganze Branche zugänglichen Datei mit Namen und Fakten gespeichert.

 

Tipp: Angebote parallel einholen oder nur Risiko-Voranfragen halten.

 

Über 13 Millionen Versicherten sollten sich nach dem Vertragsschluss nicht zu sicher fühlen. Mit immer kreativeren Argumenten halten einige Anbieter die Leistung zurück, wenn der Kunde tatsächlich schwer krank und somit berufsunfähig wird. Sei es, weil er nicht alle Vorerkrankungen wahrheitsgemäß angegeben habe oder weil er doch noch in einer anderen Tätigkeit arbeiten könne.

 

Immer häufiger entscheiden Gerichte gegen die Versicherer, die Assekuranzen klagen dennoch unbeeindruckt weiter.

 

Der Wunsch der Unternehmen, die medizinische Vorgeschichte ihres Kunden bei Vertragsabschluss vollständig zu kennen, ist nötig und berechtigt. Aber bei kaum einer Police agieren die Assekuranzen so unfair und gnadenlos wie bei einer Berufsunfähigkeits-Police. Das sollten künftige Kunden wissen.

 

Dietmar Braun

author,writer,Insurance and Bank,University Heilbronn,State University Baden-Württemberg,Texter,55 Years,married,one child

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