KPMG untersucht 16 europäische Konzerne der Assekuranz

Die KPMG hat die Konzernjahresabschlüsse von 16 großen europäischen Versicherer zum 31.12.2010 analysiert und dabei auch die Berichtspraktiken untersucht.  Diese Konzerne der Assekuranz berichten mit Ausnahme der SwissRe auf Basis der International Financial Reporting Standards (IFRS).

Wichtigstes Ergebnis der KPMG-Analyse: Insgesamt sind die Jahresüberschüsse nach Steuern um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Die Kapitalanlageergebnisse spiegeln die langsame Erholung der Finanzmärkte und der Realwirtschaft einerseits sowie das sinkende Zinsniveau andererseits wider. Bezogen auf die gestiegenen Marktwerte führt das insgesamt zu einer Verminderung der Kapitalanlagenrendite.

Assekuranz in Europa kann in der Lebensversicherung zulegen

Leicht verbessert haben sich die Prämienumsätze und die Profitabilität im Neugeschäft bei den Lebensversicherern. Die Werte der Lebensversicherungsbestände („Embedded Values“) sind bei den meisten Gruppen gestiegen oder nur leicht gefallen. Allerdings sei ein Vergleich zwischen den Gruppen wegen unterschiedlicher Berechnungen nur begrenzt möglich.  Demgegenüber stehen im Schaden-und Unfallversicherungsgeschäft höheren Belastungen aus Katastrophen Anfang 2010 keine entsprechenden Prämienerhöhungen gegenüber. Viele der in der Studie enthaltenen Versicherer weisen daher eine gegenüber dem Vorjahr gestiegene Schaden-Kosten-Quote („combined ratio“) aus.

Der  Schwerpunkt der diesjährigen Analyse liegt auf dem Betriebsergebnis, das sich in der Tendenz bei den meisten Versicherern gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. Insbesondere die Auswirkung volatiler Marktwerte der Kapitalanlagen auf die Bilanzen führt dazu, dass viele Versicherer (Ausnahmen Swiss Re und Mapfre) „operative Ergebnisse“ nach eigenen Maßstäben definieren und diese zusätzlich zum IFRS-Ergebnis veröffentlichen. So gut wie alle Versicherer kommunizieren mit den Kapitalmärkten auf Basis dieser Ergebnisse. Allerdings sind die Abgrenzungen der „operativen Ergebnisse“ nicht einheitlich. Neben Marktwertänderungen werden teilweise Steuereffekte und Abschreibungen eliminiert.

Europa erschwere die Transparenz und den Vergleich der Assekuranz

„Hier ist der Standardsetzer gefordert: Wenn die europäischen Versicherer nach einem einheitlichen Regelwerk bilanzieren, müssen die publizierten Ergebnisse auch vergleichbar sein. Je mehr sich die Rechnungslegung an die ökonomischen Maßstäbe der Unternehmenssteuerung anpasst, desto weniger Bedarf besteht, eigene Ergebnisgrößen zu definieren“, erklärt Dr. Frank Ellenbürger, der für den Bereich Versicherungen zuständige KPMG-Vorstand. „Wir setzen darauf, dass diese Forderung mit der Vorlage eines endgültigen Standards für Versicherungsverträge im nächsten Jahr erfüllt wird“, führt Ellenbürger fort.

Nachdrücklich appelliert er an das International Accounting Standards Board (IASB), von seinem Entwurf aus dem Jahr 2010 abzurücken. Die Versicherungsunternehmen befürchten nämlich zu Recht, dass in den Abschlüssen ausgewiesene Marktvolatilitäten weiterhin so genannte „Non-GAAP measures“ erforderlich machen. Das belegt auch eine KPMG-Studie aus diesem Frühjahr. „Das IASB muss sämtliche Möglichkeiten ausloten, damit die Darstellung der Wertschöpfung nicht von störender Volatilität verzerrt wird“, so Ellenbürger.

Nach dem jetzigen Fahrplan will das IASB bis Jahresende seinen ursprünglichen Entwurf überarbeiten. Dabei soll auch erneut diskutiert werden, ob und welche Wertänderungen bei den versicherungstechnischen Rückstellungen einerseits und Kapitalanlagen andererseits aus dem Ergebnis eliminiert und unmittelbar im Eigenkapital in einer Neubewertungsrücklage ausgewiesen werden. In der Bilanz wäre damit die aktuelle Vermögenslage ausgewiesen. „Das wäre ein Kompromiss, mit dem sowohl die Versicherungswirtschaft als auch die Jahresabschlussadressaten gut leben können“, ist Ellenbürger überzeugt.

Der Branchenexperte rechnet mit der Vorlage des endgültigen Standards Mitte bis Ende 2012.


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