Studie: Eigenheim, Gold und etwas mehr Altersvorsorge

Studie. Die Deutschen setzen in der Vorsorge verstärkt auf das Eigeneim, investieren auch alternativ in physisches Gold und in die betriebliche Altersvorsorge. Ältere haben Angst vor Armut und die Jungen haben zur Hälfte noch keinen Plan für die Zukunft.

Jeder fünfte Berufstätige ab 50 Jahre glaube im Alter seinen Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten zu können. Dies sei der höchste Wert, der in der jährlichen Studie „Altersvorsorge in Deutschland“ der Postbank AG seit 2006 je gemessen wurde.

Die Postbank-Studie „Altersvorsorge in Deutschland“ ist in diesem Jahr bereits zum neunten Mal in Folge seit 2003 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erstellt worden. Für die Studie wurden in einer repräsentativen Umfrage in diesem Jahr 1.771 in Deutschland lebende Bürger ab 16 Jahre befragt.

Erschreckend sei dass nur etwa die Hälfte der jungen Berufstätigen unter 30 Jahren noch einen Ausbau der eigenen privaten Altersvorsorge plane. Das sei ein Negativrekord seit 2003 meinen die Autoren der Studie.

Klaren Favorit in der Altersvorsorge sei laut der Studie das Eigenheim. Jeder Dritte der an privater Vorsorge interessierte Berufstätigen plane den Bau oder Kauf der eigenen vier Wände. Ein neuer Trend sind mehr Berufstätige die zur Altersvorsorge in Goldmünzen oder Goldbarren investieren als Alternative zu einer privaten Riester-Rente.

Verschuldung in Europa verunsichert Deutsche

Laut Postbank-Studie betrifft die größte Sorge der Bundesbürger eine Entwertung von Ersparnissen durch Inflation. Jeder dritte Deutsche befürchtet dies aktuell. Dass durch Zahlungen Deutschlands an andere Länder Geld für die staatliche Rentenkasse fehlt, beunruhigt 30 Prozent der Bundesbürger.

Wie nachhaltig die Verunsicherung ist, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie: 43 Prozent aller Berufstätigen fragen sich „welche private Anlageform überhaupt noch Sinn macht“. Jeder Dritte hat auch stärkere Zweifel an der Sicherheit der privaten Altersvorsorge.

Geringer Ausbau der Altersvorsorge in Deutschland

Mit der wachsenden Unsicherheit erlahmt der Ausbau privater Altersvorsorge in Deutschland. Fast vier von zehn Berufstätigen geben aktuell an, keinen Ausbau mehr zu planen. Bei der Gruppe die vorsorgt, hat sich die Höhe ihrer monatlichen Beiträge um sechs Prozent gegenüber 2010 auf derzeit 188 Euro im Monat reduziert.

Auffällig ist das Verhalten der jungen Berufstätigen im Alter von 16 bis 29 Jahren. Unter ihnen will nur rund die Hälfte noch weiter privat vorsorgen. Zum Vergleich: Vor dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 waren es noch 65 Prozent.

Ein Viertel der jungen Berufstätigen sagt jetzt ausdrücklich, nicht weiter vorsorgen zu wollen – ein Rekordwert in den Messungen der Postbank-Studien seit 2003 und eine Verdopplung allein gegenüber dem Jahr 2010.

Gold schlägt in der Gunst aktuell die Riester-Rente

Die Suche nach einer vermeintlich sicheren Altersvorsorge lässt das Interesse an Goldbarren und Goldmünzen stark ansteigen. Mit 13 Prozent plant mehr als jeder achte Berufstätige, der seine private Vorsorge noch ausbauen will, einen Goldkauf. Eine private Riester-Rente kommt hier auf nur zwölf Prozent.

Spiegelbildlich ist dazu die Einschätzung, welche Anlageform als „besonders sicher“ gesehen wird. Hier kommt das Gold auf 39 Prozent und die private Riester-Rente auf nur 21 Prozent.

Der „Wohn-Riester“ für die Anschaffung eines Eigenheims erreicht gar nur sieben Prozent der Nennungen. Allerdings: Vier von zehn Berufstätigen hörten in der diesjährigen Postbank-Befragung „jetzt zum ersten Mal vom Angebot Wohn-Riester“.

Immobilien und die betriebliche Altersvorsorge sind Gewinner

Jeder dritte Berufstätige, der seine Altersvorsorge noch erweitern will, plant den Erwerb einer eigenen Wohnung oder eines eigenen Hauses. Dies sind gut 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Wertschätzung des Eigenheims als „ideale Vorsorgeform“ ist bei jungen Berufstätigen unter 30 und bei Berufstätigen in Ostdeutschland gewachsen. Hier schließen die Ostdeutschen mit 64 Prozent nun erstmals fast auf das Niveau im Westen auf, wo der Wert bei 68 Prozent liegt.

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2011 stieg gegenüber dem Vorjahr, nach den Daten des Statistische Bundesamt, um gut 25 Prozent. Es wurden damit bereits fast zwei Drittel des Gesamtvolumens von 2010 erreicht. Bei steigendem Interesse und niedrigen Zinskonditionen für die Finanzierung könnte ein Aufwärtstrends im Immobilienbereich erwartet werden.

Neben Sachwerten gibt es noch eine Vorsorgeform, die 2011 in allen Bereichen zulegen kann: Die Betriebliche Altersvorsorge (bAV). Als „Ideale Form der Alterssicherung“ wird sie aktuell mit 48 Prozent der Befragten von jedem Zweiten genannt. Glatt verdoppelt hat sich gegenüber dem Vorjahr auch die Zahl derer, die hierin jetzt vermehrt investieren wollen.

Dr. Michael Meyer, Retailvorstand der Postbank AG, gab heute bei der Vorstellung der Postbank-Studie zur „Altersvorsorge in Deutschland 2011/2012“ folgende Empfehlungen:

1. Angebote zur privaten Altersvorsorge müssen stärker motivieren!
„Das Vorziehen staatlicher Förderung, etwa als attraktive „Sofort-Prämien“ bei Riester-Produkten gleich zu Beginn der Vertragslaufzeit, könnte verstärkte Anreize schaffen, insbesondere für berufstätige Frauen mit niedrigeren Einkommen, wo die Vorsorgeanstrengungen noch zu gering sind.“

2. Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge ausweiten!
„Vermehrte Beratung in den Unternehmen aber auch eine breitere Palette von Angeboten sind hier erforderlich, die auf unterschiedliche Einkommens- und Familiensituationen individueller eingehen.“

3. Die positive Stimmung zum Immobilienerwerb nutzen!
„Das Förderangebot des Wohn-Riesters ist kompliziert. Eine einfachere und schneller fühlbare Förderung könnte wie beim Ur-Produkt Riester-Rente hier deutlich höhere Nutzungszahlen bewirken.“


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