Studie: Eigenheim vor Riester-Rente

Seit 2003 wollten noch nie so wenige Deutsche ihre private Altersvorsorge ausbauen. Die privaten Investitionen in Vorsorge pro Monat erreichen einen neuen Tiefststand. Die Nachfrage bei den Riester-Renten sinkt. Einzig die Anlage in Immobilien ist laut einer aktuellen Studie im Aufwind.

42 Prozent der Berufstätigen in Deutschland wollen ihre private Altersvorsorge nicht mehr erweitern. In der ersten Studie 2003 waren es nur 30 Prozent der Berufstätigen. Dieser alarmierende Negativ-Rekord wurde heute von der Deutschen Postbank AG in Berlin im Rahmen ihrer zehnten Studie „Altersvorsorge in Deutschland“ vorgestellt.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erstellt worden. Bei der repräsentativen Umfrage wurden 1.642 in Deutschland lebende Bürger ab 16 Jahre befragt.
Rückläufig sind laut der Studie die monatlichen Ausgaben der Berufstätigen, die vorsorgen: Investierten sie für ihre private Altersvorsorge seit der erstmaligen Messung 2005 noch im Schnitt 204 Euro im Monat, sind es jetzt nur noch 185 Euro – ein Minus von fast zehn Prozent.
Besorgniserregend ist die Entwicklung bei jungen Berufstätigen im Alter von 16 bis 29 Jahren. Von ihnen hält inzwischen mehr als jeder Vierte seine heutige Altersvorsorge bereits für ausreichend. Noch vor fünf Jahren glaubte dies nur jeder Sechste, eine Zunahme also um fast 60 Prozent.

„Alarmierend ist, dass die Bereitschaft zur privaten Altersvorsorge immer weiter sinkt“, erklärt Dr. Michael Meyer, Vorstand Geschäftsbereich Privatkunden (Retail) der Postbank. „Wir müssen davon ausgehen, dass es sich hier nicht um eine kurzfristige Erscheinung handelt, sondern um einen längerfristigen Trend.“

Als Treiber der Entwicklung lassen sich zwei Faktoren ausmachen. Mehr als die Hälfte aller Berufstätigen in Deutschland (52 Prozent) sorgt sich wegen der Staatsschulden- und der Eurokrise verstärkt um ihre Altersversorgung.

„Die Bereitschaft, neue und langfristige Vorsorgeverträge in dieser Situation abzuschließen, ist entsprechend gering“, erklärt Meyer. Aber auch die starke Konjunktur mit einer historisch hohen Beschäftigungslage in Deutschland hat hier erheblichen Einfluss. So wiegt die gute Arbeitsmarktlage offenbar viele in Sicherheit. Meyer: „In unseren zehn Jahresstudien haben noch nie so viele Befragte angegeben, dass sie das, was sie bisher für ihre Altersvorsorge tun, als ausreichend ansehen. Allein von den Berufstätigen sagen dies aktuell 44 Prozent.“
Überdies scheint sich auch die Einstellung der Menschen zu verändern: Nur noch 14 Prozent der Berufstätigen, die sich nicht ausreichend abgesichert fühlen, würden sich für eine sichere Altersvorsorge bei ihren heutigen Ausgaben einschränken. Vor zwei Jahren war dies mit 22 Prozent noch fast die Hälfte mehr.

Immobilien zur Vermietung gefragt

Immobilien als Altersvorsorge stehen in Deutschland hoch im Kurs. Fast jeder dritte Berufstätige, der seine Altersvorsorge noch erweitern will, plant laut Postbank-Studie den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Das ist gut ein Viertel mehr als in der ersten Postbank-Studie im Jahre 2003. Zum Shooting-Star sind dabei Wohnungen oder Häuser zur Vermietung geworden: 14 Prozent der Berufstätigen wollen künftig in Mietimmobilien investieren, um ihre Altersvorsorge auszubauen. Damit hat sich das Interesse an dieser Form der Altersversorgung gegenüber 2011 glatt verdoppelt. Dabei werden vermietete Immobilien mit Abstand als rentierlichste Form aller Vorsorgeformen betrachtet.

Erbschaften im Fokus, Riester-Nachfrage sinkt

Für mehr als jeden vierten Berufstätigen spielen nach eigenen Angaben bereits erhaltene oder anstehende Erbschaften „eine wichtige Rolle bei der Planung der eigenen privaten Altersvorsorge“. Ein Drittel der Berufstätigen in Deutschland hat bereits einmal geerbt und ein weiteres Viertel kann dies künftig erwarten. Entsprechend ist die Bedeutung von Erbschaften als „ideale Form der Alterssicherung“ unter den Deutschen seit der erstmaligen Messung durch die Postbank 2003 sichtbar gestiegen: von damals 19 Prozent auf inzwischen schon 25 Prozent.
Genau entgegengesetzt verläuft die Entwicklung bei der 2002 eingeführten privaten Riester-Rente. Inzwischen sehen hierin nur noch 24 Prozent der Deutschen eine „ideale Form der Alterssicherung“. Vor fünf Jahren waren es noch etwa 31 Prozent – also gut ein Viertel mehr.

Dietmar Braun

author,writer,Insurance and Bank,University Heilbronn,State University Baden-Württemberg,Texter,55 Years,married,one child

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