Die Eurokrise ist ein Sparmodell für Konzerne und verschuldete Staaten. Die Zeche zahlen die Sparer bei Banken und die Vorsorgekunden der Versicherer. Es gibt aber Alternativen.
2013-07-15 (db) Seit die Notenbanken die Finanzmärkte mit Geld überschwemmen, sinken vielerorts die Zinsen. Dadurch verbilligen sich nicht nur Verbraucherkredite. Große Konzerne kommen günstig an Geld – und sparen so milliardenhohe Zinszahlungen.
Vom niedrigen Zinsniveau profitieren neben „Häuslebauern“ und dem Staat laut einer Studie auch führende deutsche Unternehmen. So sparen die Autohersteller Volkswagen AG, Daimler AG und BMW AG sowie BASF AG, Linde AG, SAP AG und HeidelbergerCement AG durch die Begebung von Anleihen im Jahr 2012, die niedriger verzinst sind als im Krisenvorjahr 2007, insgesamt 580 Millionen Euro pro Jahr an Zinszahlungen. Das geht aus einer Erhebung des Zentrums für Bilanzierung und Prüfung (CBP) an der Universität des Saarlandes im Auftrag der „Wirtschaftswoche“ hervor. Über die gesamte Laufzeit der Anleihen summierten sich die Ersparnisse auf mindestens 2,1 Milliarden Euro.
Den sieben untersuchten Konzernen gelinge dies, indem sie 2012 neue Anleihen zum durchschnittlichen Zinssatz von 2,37 Prozent statt 4,45 Prozent im Jahr 2007 begeben konnten. Sollten die niedrigen Zinsen wie bereits von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigt noch längere Zeit anhalten und würden die sieben Unternehmen alle ihre Anleihen entsprechend umschulden, könnten sie nach Schätzung von CBP-Chef Karlheinz Küting jährlich zusammen mehr als 3,5 Milliarden Euro an Zinszahlungen sparen.
Die Untersuchung beschränkte sich laut „Wirtschaftswoche“ wegen der Vergleichbarkeit auf festverzinsliche Anleihen sowie auf Dax-Konzerne, die sowohl 2007 als auch 2012 derartige Schuldverschreibungen begeben haben. Zusammen mit den Unternehmen, die auf andere Weise umschuldeten, dürften die Ersparnisse der deutschen Konzerne durch die niedrigen Zinsen im Zuge der Euro-Schuldenkrise wesentlich höher ausfallen.
Wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. Die Zeche zahlen die Sparer mit Zinsen weit unter der Inflationsrate. Der durch die schleichende Geldentwertung verursachte Schwund an Kaufkraft, lässt die Ersparnisse in Rekordtempo, wie Eis in der Sonne „dahinschmelzen“. Nicht wesentlich besser ergeht es den Vorsorgekunden der Versicherer. Ausgenommen sind nur Altkunden die vertraglich garantierte Zinsen über die gesamte Laufzeit haben.
Fazit: Die hoch verschuldeten Staaten schieben großen Konzernen Geschenke in Milliardenhöhe zu und refinanzieren dies über eine gegen Sparer gerichtete Politik niedriger Zinsen. Doch wo Schatten ist, da gibt es auch Licht. Die Finanzierung von eigenen Wohnungen und Häusern ist sehr günstig geworden und die dafür notwendigen Anteile an Eigenkapital könnten aus Ersparnissen kommen. Eine kluge Geldanlage ist auch die Investition in die eigene Gesundheitsvorsorge oder in die eigene Pflegeabsicherung. Eine Königsklasse ist die Investition in Ausbildung und Studium der Kinder.
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