Seit dem 1. Juli 2013 kostet die Verwendung der Finanztest-Testsiegel statt 500 Euro bis zu 15.000 Euro. Die offizielle Begründung lautet, man möchte unlautere Werbung auszuschließen. Zweifel an der Unabhängigkeit der Stiftung sind angebracht.
2013-08-21 (db) Ursprünglich sollte „Finanztest“ als Ableger der Stiftung Warentest neutral und ohne kommerzielle Absichten arbeiten. Das hat sich bereits seit der Jahresmitte, wie beim „Mutterkonzern“ Stiftung Wartentest, radikal verändert. Die Stiftung Warentest zockt mit ihren Gebühren schon seit langem ahnungslose Geringverdiener, Rentner und Ratsuchende ab. Fast zwei Euro pro Minute Telefonat oder schnell einmal einige hundert Euro für eine Beratung ohne Haftung sind dort schon lange die Regel. Nicht ohne Eigeninteresse hat sich der Verband der Verbraucherzentralen für die Honorarberatung politisch stark gemacht, die Organisation betreibt selbst dieses Geschäftsmodell. Beraten ohne Sachkundenachweis, ohne Verkauf und vor allem ohne Haftung. Jetzt zieht Finanztest nach. Dort werden professionelle Konzerne die Versicherungen oder Bankprodukte anbieten jetzt abkassiert.
Bis 15.000 Euro für Finanztest-Werbung
Früher bezahlten Unternehmen für die Werbung mit einem Finanztest-Siegel noch pauschal 500 Euro. Inzwischen erhebt die Stiftung je nach Werbereichweite laut Spiegel-Online bis zu 15.000 Euro pro Jahr und Siegel. Auch soll sich ein Siegel künftig nur noch auf ein konkretes Produkt beziehen. Viele Unternehmen hätten Produkt-Siegel früher oft auf eine „komplette Serie“ von Produkten übertragen. Nun lässt die Stiftung die Lizenzen für ihre Prüfsiegel vom gemeinnützigen RAL-Institut kontrollieren und vergeben, verbunden mit einer Lizenznummer.
Kommerzieller Hinzuverdienst trotz Staatsförderung
Die Stiftung Warentest erhält jährlich 3,5 Millionen Euro vom Bundesverbraucherministerium (BMELV), damit sie unabhängig handeln könne. Dafür darf sie keine Werbung machen, auch nicht indirekt. Der Verkauf und Vertrieb der Testlogos von Finanztest ist nicht nur für die Produktanbieter interessant, sondern auch für die Stiftung Warentest selbst. Die hohen Gebühreneinnahmen sind hier der Grund.
Versicherer und Banken finanzieren, was sie kritisieren
Erstaunlich ist dass die Assekuranz und Banken hier pro Produkt bis zu 15.000 Euro pro Jahr investieren. Bei manchen Konzernen kommen da schnell eine jährliche Lizenzgebühren vom einer halben Million Euro bis zu mehreren Millionen Euro zusammen um mit dem Finanztest-Siegel werben zu können. In einer Zeit, wo vor allem unabhängige Vermittler und Versichermakler an der Seriosität und Kompetenz von Finanztest zweifeln, sollten die Verantwortlichen der Konzerne gut überlegen, ob sie den Kommerz der Stiftung Warentest weiter finanzieren sollen und wollen.
Umgekehrt ist zu vermuten, dass die „Verbraucherschützer“ ihre Testverfahren in Zukunft schon so anlegen, dass vor allem die Unternehmen mit ihren Angeboten gut bis sehr gut getestet werden, wo viele Millionen Euro an Werbeeinnahmen mit dem Finanztest-Siegel winken.
Dietmar Braun, Fachjournalist Assekuranz und Banken
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