Bürgerversicherung als Risiko

Bürgerversicherung – klingt gut. Aber für wen – und wer bezahlt? /Foto: db

Für die privaten Krankenversicherer (PKV) lief das Geschäftsjahr 2016 in Summe besser als im Vorjahr. Das erzielte Ergebnis aus Kapitalanlagen stieg um 600 Millionen Euro auf über neun Milliarden Euro an.

Nach Einschätzung der brancheneigenen Agentur Assekurata dürfte sich die Gewinnsituation 2017 weiter verbessern, da mit der Beitragsanpassung mit versicherungstechnisch positiven Ergebnissen zu rechnen ist.

In der Krankheitskosten-Vollversicherung als Alternative zu den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) konnten die PKV-Unternehmen 2016 marktweit den Bestandsabrieb mit netto 14.600 Personen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich reduzieren.

Mit einem Rückgang um 0,2 Prozent haben die Gesundheitsversorger ein durchaus zufriedenstellendes Jahr hinter sich. Ursächlich hierfür ist der verbesserte Saldo zwischen Wechslern aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die PKV und umgekehrt. Hatten 2015 die Abgänge zur GKV die Zugänge noch um 19.500 Personen übertroffen, ist der Saldo 2016 mit -1.100 nahezu ausgeglichen.
Dies ist insofern bemerkenswert, als der PKV-Verband bereits Ende September 2016 und damit genau zum Jahresendgeschäft prognostiziert hatte, dass auf rund zwei Drittel der Privatversicherten spürbare Beitragsanpassungen im zweistelligen Bereich zukommen würden.

Im Ergänzungsschutz zur GKV und in den Zusatzversicherungen konnte die PKV auch im abgelaufenen Geschäftsjahr eine positive Entwicklung verzeichnen. Die Zahl der Zusatzversicherungsverträge stieg jedoch lediglich um 1,3 Prozent, so dass die Zuwachsrate geringer ausfiel als 2015 mit noch 1,75 Prozent.
Die Pflegeergänzungs- und die Zahnzusatzversicherung sind und bleiben der Wachstumstreiber in diesem Geschäftsfeld.

Betriebliche Gesundheitsvorsorge hat Potential
Hingegen wartet die von einigen Marktteilnehmern zum Hoffnungsträger auserkorene betriebliche Krankenversicherung (bKV) vertriebsseitig immer noch auf den Durchbruch. Nach Angaben des PKV-Verbandes stieg die Zahl der versicherten Personen in diesem Geschäftsfeld 2016 gerade mal um 31.800 auf 606.800. Die Ursache dürfte vor allem auch in der Art der Vergütung für den Vertrieb liegen.

Im Zehnjahresvergleich 2007-2017 haben sich im Durchschnitt, laut Assekurata, die Bestandsbeiträge im Normalgeschäft um 53 Prozent erhöht, was einer jährlichen Anpassungsrate von 4,2 Prozent entspricht.
Das beitragsstabilste Unternehmen kommt auf einen Wert von 32 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent pro Jahr.

Zum Vergleich: Der GKV-Höchstbeitrag (inklusive Zusatzbeitrag) ist in den vergangenen zehn Jahren zwar „nur“ um knapp 30 Prozent beziehungsweise 2,8 Prozent pro Jahr gestiegen, absolut gesehen liegt die GKV mit einem Beitragsanstieg von insgesamt 156 Euro jedoch rund 17 Euro über dem Durchschnitt.

Gleichzeitig senken die gesetzlichen Kassen ihre Leistungen und muten den Versicherten immer mehr Eigenleistungen zu. Dieser Trend zum Leistungsabbau dürfte sich bei einer Bürgerversicherung massiv verstärken, da ja dann kein Wettbewerb der Systeme dies mehr verhindert. Unabhängig von diesem Leistungsabbau in der gesetzlichen Krankenkasse, hätten bei Einführung der Bürgerversicherung die bis dahin privat Versicherten ein lebenslanges Verbleibrecht in der PKV bei besseren und vor allem oft lebenserhaltenden Leistungen.

Fazit: Die privaten Gesundheitsversorger sind zukunftssicher und durch einen Sicherheitsaufschlag von zehn Prozent des Beitrags auch nachhaltig aufgestellt. Die Befürworter der Bürgerversicherung müssen erst einmal erklären, wie sie es finanzieren wollen beihilfeberechtigte Beamte in die gesetzlichen Kassen zu überführen. Noch problematischer wird es mit den Selbstständigen die sich weder den Beitrag zu den gesetzlichen Kassen oder den privaten Gesundheitsversorgern leisten können.

Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles hat ganz schnell die Pläne einer gesetzlichen Bürgerversicherung in der Rentenversicherung fallen lassen, als die Fachleute ihr die Zahlen vorgelegt hatten. Alternativen in der biometrischen Versorgung für Gesundheit, Rente und Pflege wird es daher in Deutschland noch lange geben. Die Befürworter der Bürgerversicherung werden angesichts der Fakten zur Demografie und der Beitrags- oder Leistungsentwicklung deutlich leiser. (db)

Dietmar Braun

author,writer,Insurance and Bank,University Heilbronn,State University Baden-Württemberg,Texter,55 Years,married,one child

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