Wüstenrot wächst weiter
Die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W) meldet ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2017. Die Gruppe konnte in den ersten sechs Monaten den Konzernüberschuss nach Steuern deutlich um 28 Prozent von 121,0 auf 154,9 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum erhöhen.
Auf Basis dieser Entwicklung hat der Vorstand der Wüstenrot & Württembergische AG (W&W AG) seine Erwartungen für das laufende Jahr nach oben revidiert und rechnet nun beim Jahresüberschuss mit einer erkennbaren Überschreitung des Vorjahreswertes von 235 Millionen Euro. Für Anleger und Investoren lohnt es sich über die Aktie nachzudenken.
„Wir verbessern unser Geschäft momentan in nahezu allen Bereichen. Diese Entwicklung im ersten Halbjahr ist alles andere als selbstverständlich. Sie ist einerseits hart erarbeitet, andererseits das erste Ergebnis unserer Maßnahmen, um unseren Konzern deutlich kundenorientierter auszurichten. Was in der W&W-Gruppe steckt, zeigen diese ersten Effekte. Es ist allerdings zu früh, dies bereits als stabilen Trend zu bezeichnen. Wir haben noch einen langen Weg zu gehen. Klar ist: Der W&W-Konzern verfügt über allerbeste Voraussetzungen, in den kommenden Jahren zu einem der Gewinner des erkennbaren Branchenumbruchs zu werden“, sagt Jürgen A. Junker, CEO und Vorstandsvorsitzender der W&W AG.
„Den Rückenwind bei den Ergebnissen können wir gut gebrauchen. Er sichert uns nicht zuletzt Handlungsspielraum, um die erforderlichen hohen Investitionen im Zuge der Digitalisierung aus eigener Kraft zu realisieren“, sagt der Nachfolger seines bald auch als Präsident des GDV scheidenden Vorgängers, an dessen früheren Basis, der grundsoliden Wüstenrot-Gruppe in Ludwigsburg.
Bauspar Bank behauptet sich
Die Wüstenrot Bausparkasse aus Ludwigsburg konnte im Netto-Neugeschäft (eingelöstes Geschäft) mit 5,76 Milliarden Euro Bausparsumme annähernd das Vorjahresniveau erreichen (- 4,8 Prozent). Sie entwickelte sich damit deutlich besser als der Markt insgesamt.
Mit einem Marktanteil von knapp 14 Prozent konnte Wüstenrot die Stellung als zweitgrößte private deutsche Bausparkasse somit weiter festigen. Das Brutto-Neugeschäft nach Bausparsumme lag mit 7,01 Milliarden Euro unter dem sehr hohen Vorjahreswert (7,64 Milliarden Euro), der von den Sondereffekten eines Tarifwechsels positiv beeinflusst worden war.
In der Baufinanzierung erhöhte sich konzernweit das Neugeschäft an vermittelten Krediten um 8,2 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro nach 2,56 Milliarden im Vorjahreszeitraum.
Die im Frühjahr 2017 erfolgte Übertragung des Baufinanzierungs- und Pfandbriefgeschäfts der Wüstenrot Bank auf die Wüstenrot Bausparkasse sowie die Übertragung der Spar- und Anlageprodukte steigerten die interne Effizienz durch jetzt einheitliche Prozesse, Systeme und attraktive Produktlösungen rund um das Eigenheim. Zum anderen verfügt die Bausparkasse jetzt über deutlich breitere Refinanzierungsmöglichkeiten. Beide Effekte wirken sich positiv auf die Ertragslage der Bausparkasse aus und eröffnen zudem Wachstumsspielräume rund um das Thema Eigenheim, Wohnen und Vorsorge.
Ausblick auf das Gesamtjahr 2017
Angesichts des anhaltenden Immobilienbooms in Deutschland rechnet der W&W-Konzern mit Wachstumsimpulsen beim Bausparen und der Baufinanzierung.
Für das Versicherungsgeschäft, insbesondere die Sparte Schadens- und Unfallversicherung, bleibt der Vorsorge-Konzern optimistisch. im Personenversicherungsgeschäft ist noch viel Potential, hier gilt es die Vororge-Themen Leben, Pflege und Gesundheit stärker mit dem Kerngeschäft rund um das Eigenheim zu bündeln.
Die hohen Investitionen in die Digitalisierung im Rahmen des „W&W@2020“-Programms, aber auch in den klassischen Vor-Ort-Vertrieb, werden beibehalten. Sie sollen einen Grundstein für künftiges Wachstum legen.
Der Konzern-Vorstand zeigt sich für das Gesamtjahr 2017 zuversichtlich und bestätigt seine bisherigen Aussagen. Neben den Zuwächsen im Neugeschäft und der günstigen Entwicklung im Segment Schaden-/Unfallversicherung könnte auch ein Einmaleffekt aus einem Portfolioverkauf sich auswirken.
Fazit und Kommentar
Drei positive Entwicklungen könnten aus Sicht der Kenner des Konzerns eine größere Rolle spielen:
Erstens tut die Stärkung des traditionellen Eigenheim-Gedankens mit dem Markenkern Wüstenrot dem gesamten Konzern wieder sehr gut.
Zweitens interessieren sich laut den Meldungen der Süddeutschen Zeitung amerikanisch-österreichische Investoren wie Cerberus Capital Management für gemeinsame Entwicklungen im digitalen Vertrieb und mit der Marke Südwestbank auch Sekoren wie Vermögensverwaltung und Kapitalanlagen.
Drittens wird neben dem Bekenntnis zum exklusiven Eigenvertrieb auch die Partnerschaft und Kooperation mit Banken und Maklern wieder auf Augenhöhe betrieben. Letzteres paart sich mit einem ehrlichen Respekt vor Mitarbeitern und Partnern, die frühere Phase scheint wohl vorbei. Das hat der Konzern mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wohl leidvoll gemeinsam, der die teilweise etwas abgehobene Phase demnächst auch beendet.
Sprichwort: „Wer ein (Eigen-)Heim bauen oder sichern will, sollte lange am Fundament verweilen.“
Dietmar Braun (db)