
Die gesetzlichen Kassen erwarten Kosten-Explosion. Die Kassen investieren in die Prävention, da sonst die Leistungsausgaben explodieren. Zukünftig steigen entweder die Beiträge oder sinken Leistungen.
Nie zuvor gab es ein derart massives Engagement der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Prävention wie in diesem Jahr, heißt es in dem heute vom GKV-Spitzenverband und dem Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) vorgestellten Bericht zur Prävention.
Pro Versichertem gaben die Krankenkassen 6,64 Euro aus. Die Kassen haben damit den gesetzlich vorgesehenen Gesamtbetrag von sieben Euro pro Versichertem bereits im ersten Geltungsjahr fast erreicht. Sieben Euro pro Versicherte für Prävention sind im Vergleich zu den Milliarden Euro an Beitrags-Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen ein extrem geringer Aufwand.
Menschen im Alltag erreichen
116 Millionen Euro haben die Krankenkassen 2016 für den Bereich Gesundheitsförderung in Lebenswelten ausgegeben. Das ist gut dreimal so viel wie 2015. Die Krankenkassen erreichten damit 3,3 Millionen Menschen, etwa ein Drittel mehr als im Vorjahr.
„Die gesetzlichen Krankenkassen haben die hochgesteckten Ziele des Präventionsgesetzes engagiert umgesetzt. Deutlich ausgebaut wurden z. B. Projekte in sogenannten sozialen Brennpunkten. Oft sind gerade solche Projekte wegen der vielen beteiligten Partner und der zeitaufwendigen Abstimmungen wirklich herausfordernd. Doch es lohnt sich. Mit diesen Angeboten tragen die Krankenkassen dazu bei, dass Gesundheitsförderung endlich auch bei denen ankommt, für die sie besonders wichtig ist“, so Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes.
Prävention am Arbeitsplatz
Eine hohe Investitionen weist der Präventionsbericht im Bereich betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) aus. Die Ausgaben der Krankenkassen verdoppelten sich von 76 auf 147 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. In über 13.000 Betrieben konnten 1,4 Millionen Versicherte direkt mit Maßnahmen angesprochen werden, die physische und psychische Belastungen am Arbeitsplatz verringern helfen. Durchschnittlich mehr als zwei Jahre unterstützen die Krankenkassen Unternehmen bei entsprechenden Aktivitäten.
Die gesetzliche Kasse versucht auch mittlere und kleine Unternehmen im Thema zu erreichen. Netzwerke mit regelmäßigen Treffen und Erfahrungsaustauschen sind eine besonders geeignete Form, um sie für Fragen der betrieblichen Gesundheitsförderung zu sensibilisieren und zu motivieren. Erstmals macht der Präventionsbericht quantitative Angaben zu dieser besonderen Betreuungsform: Zusätzlich zur direkten Betreuung durch BGF-Berater erreichten die Krankenkassen knapp 14.000 Unternehmen durch überbetriebliche Netzwerke.
Demographie erfordert Prävention
Die Teilnahmezahlen bei Kursangeboten, die sich an einzelne Versicherte wenden und sich mit Bewegungsförderung, Stressbewältigung, Ernährung und Raucherentwöhnung befassen, blieben 2016 mit 1,7 Millionen auf Vorjahresniveau. Für diese individuellen Präventionsangebote gaben die Krankenkassen 211 Millionen Euro und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr aus.
Dietmar Braun
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