Digitales Werkzeuge der Banken

Datensammler schrecken Versicherer

Datensammler als Schreck für Versicherer
Wen Dritte mehr über die eigenen Versicherten wissen wird das für die Assekuranz zum Risiko. /Foto: db Media Dietmar Braun

Die Assekuranz schaut teils mit Sorge auf 2018. Die Rückversicherer beteiligen sich an InsureTech und neuen digitalen Erstversicherer. Einige Versicherer fürchten sich vor Datensammlern im Netz als Mitbewerber.

(db) Die Mehrheit der deutschen Assekuranz zeigt zum Ende 2017 noch gelassen angesichts der vielen Technologie-Startups. Für 2018 fürchten sich einige in der Assekuranz nur vor Mitbewerbern als digitale Versicherer, oder dass Kundendaten-Giganten wie Amazon, Google und Facebook in den Markt der Assekuranz treten.

Nur 46 Prozent betrachten den Wettbewerb durch InsureTech als Top-Herausforderung für das eigene Geschäftsmodell. 54 Prozent sehen neue digitale Vollversicherer mit BaFin-Lizenz derzeit als Bedrohung. Mit deutlich ernsterer Mine schauen Entscheider der Branche dagegen auf das disruptive Potenzial renommierter Internetkonzerne.  Das ergibt die Studie „Branchenkompass Insurance 2017“ von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut.

Für nur 47 Prozent der befragten Entscheider zählen Partnerschaften mit einem InsureTech zu den wichtigen strategischen Maßnahmen bis 2020.  Ergo arbeitet beispielsweise mit Wefox zusammen, Allianz mit Simplesurance und Axa mit Friendsurance. Rückversicherer Munich Re ist bereits an mehr als zwanzig Insurtechs beteiligt, unter anderem an Trov und Next Insurance.

Digitale Datensammler wollen mehr 

Ein InsureTech besetzt vor allem Nischenmärkte und will Teile der Wertschöpfungskette erobern. Zusätzlich drängen nun digitale Vollversicherer in den Markt. Der digitale Krankenversicherer Ottonova sowie Friday und Element haben den Betrieb aufgenommen. Neodigital steht in den Startlöchern. Weitere Startups wie Flypper und GetSafe wandeln sich zum Versicherungsanbieter. Ungefähr die Hälfte der befragten Führungskräfte beobachtet auch diese neuen Wettbewerber mit einer gewissen Gelassenheit.

„Digitale Versicherer machen ihre Produkte von vorneherein onlinefähig und reduzieren dadurch sowohl Kosten als auch Komplexität. Von einer Disruption der Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung ist bisher noch wenig zu sehen“, sagt Lars Rautenburger.

Versicherer fürchten Datensammler

Ernster wird es aus Sicht der Entscheider, wenn Marktteilnehmer eintreten, die selbst über einen riesigen Pool an Kundendaten verfügen. Amazon hat gerade in Großbritannien sein Interesse für den Versicherungsmarkt geäußert und dies wird sich nicht nur auf den Markt in Großbritannien beschränken. Das macht die Branche zu Recht nervös.

„Google, Facebook, Amazon und Apple kennen ihre Kunden mit ihren Gewohnheiten oft besser als sie selber und können sehr schnell und treffsicher vorhersagen, gegen welche Risiken sich jemand absichern möchte. Für Versicherungsunternehmen ist das viel schwieriger“, sagt Lars Rautenburger von Sopra Steria Consulting.

Zudem werden viele Versicherungen direkt am Point-of-Sale abgeschlossen, zum Beispiel beim Kauf von elektronischen Haushaltsgeräten oder smarter Technologie. Hier setzen die Internetkonzerne mit eigenen Kundendaten ihre Versicherungslösungen schon an.

Die Versicherer legen sehr spät die Grundlagen, um technisch und organisatorisch aufzuholen. Ein zentrales und kanalübergreifendes Kundenmanagement, Kundenportale, die digitale Anbindung der Vertriebsorganisationen und Versicherungsmakler bzw. deren Genossenschaften und Pools stehen bei mehr als 80 Prozent der Assekuranz Unternehmen im Fokus.

75 Prozent investieren in Big Data Analytics und Data Mining. Bei den großen Versicherern gehören derartige Lösungen bereits zum Standard. Mit Blick auf eine bessere Kundenbindung, ein gezieltes Leistungsangebot und optimierte Risikoeinstufungen ist davon auszugehen, dass kundenorientierte Nutzung externer Daten und angekaufter großer Datenmengen in Zukunft zunehmen wird.

Dietmar Braun (db)

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