
Die Ergebnisse einer Studie über die Wirkung von Musik in der Behandlung von an Demenz und Alzheimer erkrankten Patienten könnte auch ein Hinweis für den präventiven Musik-Genuss sein.
(db) Viele Menschen empfinden Musik als entspannend und oft auch als heilsam – der Lieblingskomponist kann die Stimmung nach einem anstrengenden Tag stabilisieren, ein Lied mit Rhythmus bringt Schwung in den Tag. Eine Studie zeigt positive Wirkungen in der Altenpflege. Die Ergebnisse können auch als Hinweis für präventive Entspannung durch den Genuss von Musik dienen.
Bis zum Konzert-Ticket auf Kosten der Gesundheitskasse ist es jedoch noch ein weiter Weg. Der größte deutsche Versicherer, die Gesundheitskasse AOK, sponsert aber bereits Konzerte und Musikveranstaltungen.
Musik als Therapie
Musik findet als therapeutisches Mittel Anwendung in verschiedenen klinischen Bereichen. Die Wirksamkeit von Musik in der Demenzpflege wurde erstmals wissenschaftlich untersucht. Ziel der Studie von Thomas und Kollegen (2017) war die Untersuchung von Pflegeheimpatienten vor und nach Einsatz eines individualisierten Musikprogramms. Ein Musik- und Gedächtnis-Programm (M&G), das zur Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten und psychologischen Symptomen der Demenz entwickelt worden war, sollte Einflüsse der Musik auf das Befinden der Patienten aufzeigen.
Es nahmen 196 Pflegeheime an der Studie teil. 98 nahmen 2013 am M&G-Programm teil, die übrigen 98 dienten als Kontrollen. Untersucht wurden Langzeitheimbewohner mit diagnostizierter Alzheimer-Erkrankung und darauf basierender Demenz. In den M&G-Heimen waren es 12.905 Patienten und in den Kontrollheimen 12.811 Patienten.
Das M&G-Programm diente zur Qualitätssteigerung der Heime und bot den Bewohnern speziell auf ihre persönliche Geschichte und Vorlieben zugeschnittene Musik an. Um die Auswirkung des Programms zu bewerten, wurde untersucht, ob während des Programmzeitraums die Behandlung mit angstlösenden und antipsychotischen Medikamenten unterbrochen wurde. Weiter wurde das Auftreten von Verhaltensschwierigkeiten und depressiver Stimmung vor (2012) und nach der Intervention (2013) bewertet.
Musik senkt Medikamente-Konsum
Der Anteil der Pflegeheimbewohner, die ihre antipsychotische Behandlung in einem Zeitraum von sechs Monaten beendeten, erhöhte sich in den M&G-Heimen von 17,6 auf 20,1 Prozent. In den Kontrollheimen änderte sich dieser Anteil nicht. Ähnliches wurde für angstlösende Medikamente beobachtet: in den M&G-Heimen benötigten vor der Intervention 23,5 Prozent der Bewohner diese Behandlung, nach der Intervention allerdings 24,4 Prozent. In den Kontrollheimen sank der Anteil der Patienten, die angstlösende Behandlungen im Vergleichszeitraum beendeten von 25 auf 20 Prozent. In den M&G-Heimen zeigten sich bei mehr Patienten geringere Verhaltensauffälligkeiten (von 51 auf 57 Prozent), wogegen in den Kontrollheimen keine Veränderung in dem Bereich festgestellt wurde. Es ergaben sich jedoch keine messbaren Effekte des M&G-Programms auf depressive Stimmungen der Teilnehmer.
Diese Ergebnisse bieten einen ersten Anhaltspunkt für die Unterstützung, die ein individualisiertes Musikprogramm wie M&G in der Pflege von Alzheimer-Patienten im Heim bieten könnte. Die auf die Patienteninteressen und –wünsche zugeschnittene musikalische Begleitung des Heimlebens ging mit geringerem Bedarf an antipsychotischer und angstlösender pharmakologischer Behandlung einher. Zudem fanden sich bei den teilnehmenden Langzeitheimbewohnern mit psychologischen Symptomen der Demenz geringere Verhaltensprobleme als zu Beginn der Studie. Die Arbeit legt also nahe, dass individualisierte Musik einen wertvollen therapeutischen Beitrag zum Pflegeheimalltag dementer Patienten liefern könnte.
Finanz- und Geldwissen sieht eine Chance zur Kostensenkung in der Pflege durch weniger Medikamente. Musik für entspannte und zufriedene Patienten entlasten zudem das Pflegepersonal.
Dietmar Braun (db)
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