Finanztest ohne Führerschein

Verbraucherschutz ist Fahren ohne Fahrerlaubnis. Das gilt in Fragen von Versicherungen bis zu Finanzierungen. Die staatlich finanzierten Rater steuern ohne Lizenz und Haftung Bürger ins Chaos.
(db) Im Vermögensbarometer der Sparkassengruppe schneiden immer wieder Immobilien und Anlagen wie Bausparverträge, Lebensversicherungen und Sparbücher als Favoriten ab. Aktien oder die Anlage in Aktienfonds empfindet nur jeder Zehnte der regelmäßig Befragten als gut geeignet zur Vermögensbildung. Eigentlich schade, zumal Experten, wie beispielsweise die der Börse Stuttgart, online und offline kostenfrei Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene anbieten.
Finanztest und Folgen
Themen wie Zinseszins, Inflation, Risikostreuung, Rentenlücke und das Risiko von Altersarmut sind in Deutschland sowohl dem Publikum wie auch den Anbietern in der Assekuranz und Banken bestens bekannt. Das limitierte Finanz- und Geldwissen der Bank- und Versicherungskunden korreliert mit einer starken Tendenz zur Vorsicht bis gierigem Übermut. Die Berater der Sparkassen und sonstigen Banken sind meist an die Verkaufsstrategie ihrer Institute gebunden wie die Versicherungsvertreter ohne Erlaubnis im Exklusivvertrieb an ihre Versicherer.
Am meisten Schaden richtet jedoch Unwissenheit und Aufschieben an. Sowohl beim Bürger und manchem „Berater“ wächst die Faulheit richtig zu handeln und die Unlust einer individuelle Analyse zukünftiger Risiken.
Finanztest ohne Führerschein
Der gefährlichste Rat ist der nur gut gemeinte von Laien, die zwar das Vertrauen der um Rat Suchenden genießen, aber nicht über eine öffentlich-rechtlich nachgewiesene Sachkunde und Qualifikation (IHK) verfügen und so nicht einmal den Führerschein für ausreichendes Finanz- und Geldwissen haben. Das reicht von Verwandten und Bekannten bis zum staatlich finanzierten oder selbst ernannten Verbraucherschutz.
Glaube stärker als Einsicht
In Deutschland ist der Glaube an eine Absicherung durch den Staat über eine Volksrente ein Teil der gepflegten Kultur. Sozialpolitiker seit Norbert Blüm nähren die Ideologie, dass „die Rente sicher sei“. Die staatliche Rente mag zwar sicher sein, die Kernfrage ist aber, ob die Höhe der individuellen Rente ausreicht oder ob eine Aufstockung über Sozialtransfers zu einer Grundversorgung notwendig wird. Die lange Lebenserwartung und das künftige Verhältnis zwischen Leistungsempfänger und aktive Beitragszahler für das Umlage-System werden irgendwann die Glaubensfrage mit der Realität zusammenbringen.
Wohnraum wird zur Mangelware
Eigenheimbotschafter warnen zu Recht, dass viel zu wenige Menschen über eigenen Wohnraum für das Alter verfügen. Die Kultur an bezahlbaren und verfügbaren Wohnraum zu verfügen wird vom Verband der Haus- und Grundbesitzer gepflegt und der Deutsche Mieterbund beschränkt sich auf das Trösten von Wohnungssuchenden und die Forderung eines höheren Anteils an Sozialwohnungen.
Finanztest als Lustgarten
Gerade zu gemeingefährlich agiert der ausschließlich staatlich finanzierte Verbraucherschutz. Anstatt zu fördern das überhabt vorgesorgt und zweckgebunden gespart wird, wird jede von der Banken und der Assekuranz angebotene Lösung auf eine Kapitalrendite untersucht oder die Prämienhöhe statt der Leistung verglichen.
Finanz- und Geldwissen schadet nicht nur dem der es nicht hat, sondern auch allen die dann nicht den Rat von Experten mit bei den Industrie- und Handelskammern nachgewiesener Sachkunde und Qualifikation einholen. Verbraucherberater ohne diese Qualifikation und Sachkunde sind gefährlich, vor allem auch weil sie für ihren Rat zusätzlich nicht haften.
Auf den Punkt gebracht: Zwecksparen für eigenen Wohnraum ist nicht nur für Mieter wichtig. Zielorientiertes Sparen für die unausweichliche eigene Pflege bei einer stetig steigenden Lebenserwartung im Alter ergänzt die sozialen Pflichtkassen bestens, mit dem Ziel später mehr als nur eine Teil- oder Grundversorgung zu beziehen.
Reiche und Politiker gesichert
Die 48 Deutsche und deren Familien-Clans denen aktuell in 2018 mehr als die Hälfte des deutschen Vermögens gehört brauchen das nicht, auch nicht (Sozial-)Politiker, egal welcher Partei sie das Wort reden, die mindestens zwei Wahlperioden einem deutschen Parlament angehören, deren Diäten und Pensionen sind für Normalbürger sowieso unerreichbar. Na dann, wenigstens einige haben in dem Land „in dem wir gut und gerne leben“ ihre Schäfchen im Trockenen – Berlin bleibt ein Lustgarten.
Dietmar Braun (db)