Mehr Ertrag als Risiko

Mehr einnehmen als ausgeben ist ein einfaches Prinzip. Der Continentale Versicherungsverbund nennt dies Wachstum und Ertrag aus eigener Kraft. Mehr Prämien und sinkende Leistungen sind da hilfreich.
(db) Der Continentale Versicherungsverbund meldet für 2017 einen Anstieg der Einnahmen brutto an Prämien von den Versicherten um insgesamt 4,1 Prozent auf 3,82 Milliarden Euro. Damit erzielte der Verbund im vergangenen Jahr ein mehr als doppelt so hohes Prämienaufkommen als der Markt, der nur ein Plus von 1,9 Prozent meldet.
Das Rohergebnis stieg von 480 auf 600 Millionen Euro. Wesentliche Ursache ist neben der Steigerung der Einnahmen auf der Prämienseite der geringe Anstieg der Ausgaben für Versicherte. Die Prämien und Kapitalanlagen der Versicherten müssen nur stärker steigen als die entsprechende Leistung und Ausgaben, dann stimmt die Risiko-Bilanz eines Versicherers.
„Unsere Geschäftsstrategie ‚Wachstum mit Ertrag und aus eigener Kraft‘ geht auch in einem anspruchsvollen Umfeld auf“, so Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender des Continentale Versicherungsverbundes.
Ertrag für Schadensfreie und Gesunde
Wie in den Vorjahren kommen 90 Prozent des Rohergebnisses den Kunden des Verbundes zugute, in der Krankenversicherung beispielweise für Beitragsrückerstattungen an die jungen und gesunden Versicherten. In der Schadensversicherung profitieren Versicherte ohne eingereichten Schaden.
Das handelsrechtliche Eigenkapital wurde weiter aufgestockt, im Berichtsjahr um 33 Millionen Euro. Insgesamt kann der Verbund jetzt 789 Millionen Euro an Eigenkapital vorweisen.
Drei Prozent Rendite als Ertrag
Der Bestand an versicherungstechnischem Fremdkapital, also dem verwalteten Vermögen aus dem Geld der Versicherten, stieg kräftig um 4,7 Prozent. Ende 2017 verwaltete der Versicherer bereits ein Anlagevolumen von 22.000 Millionen Euro. Das Ergebnis bei den Kapitalanlagen reduzierte sich zwar um 1,9 Prozent, summierte sich aber auf 736 Millionen Euro aus 22.000 Millionen Euro. Das Ergebnis entspricht einer sensationellen Rendite von über drei Prozent.
Weniger Versicherte zahlen mehr
Die Zahl der vollversicherten Personen bei der Continentale Krankenversicherung verringerte sich 2017 um 2.528 auf 406.958 Personen. 18.200 Versicherte wurden im Geschäftsjahr 2017 neu in der Vollversicherung aufgenommen, das half die Zahl der Abgänge auszugleichen.
Die gesamten Beitragseinnahmen der Gesellschaft erhöhten sich um 4,4 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro. Wie der Beitragszuwachs im Markt von 4,7 Prozent geht dies auf Prämienanhebungen zurück, die im Jahr 2017 insbesondere auch in der Pflegepflichtversicherung vorzunehmen waren. In der Krankenversicherung nahmen die Beiträge bei der Continentale Kranken um 3,2 Prozent zu. In der Pflegepflichtversicherung kletterten sie entsprechend der Marktentwicklung um 20,4 Prozent. Der hohe Anstieg erklärt sich daraus, dass die privaten Krankenversicherer im vergangenen Jahr die Tarife an das Zweite Pflegestärkungsgesetz anpassen mussten. Sehr positiv entwickelten sich die gesamten Leistungsausgaben. Sie stiegen nur um 1,2 Prozent.
Milliarden-Geschäftsfeld Leben
Im Geschäftsfeld Lebensversicherung erreichte der Verbund ein Anstieg der Prämieneinnahmen von 3,4 Prozent auf insgesamt 1,12 Milliarden Euro. Die Gesellschaft hatte bei den laufenden Beiträgen einen Zuwachs von 6,1 Prozent. Das Geschäft mit Versicherungen gegen Einmalbeitrag ging indessen um 7,1 Prozent zurück. Einmalbeiträge haben traditionell nur eine geringe Bedeutung bei der Continentale Leben. Ende 2017 machten sie 11,6 Prozent der gesamten Beiträge aus, der Marktdurchschnitt liegt mehr als doppelt so hoch bei 28,8 Prozent.
Die Continentale Lebensversicherung bietet nach wie vor auch klassische Garantieprodukte. Im vergangenen Jahr erweiterte sie diese um eine kapitaleffiziente klassische Produktlinie. Stärkste Treiber für das Neugeschäft im Vertrieb waren fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen sowie die Berufsunfähigkeitsvorsorge.
Direktversicherer wächst
Die EUROPA Lebensversicherung als Direktversicherer erzielte Ende 2017 Beitragseinnahmen von 358 Millionen Euro. Damit erreichte sie einen Zuwachs von 1,3 Prozent. Der Direktversicherer konnte seinen Marktanteil im Kerngeschäft Risikolebensversicherung im vergangenen Jahr weiter ausbauen.
Beide Lebensversicherer erfüllen die Solvency II-Anforderungen ohne Übergangsmaßnahmen. Sowohl die Continentale als auch die EUROPA weisen bei allen Quoten hohe Überdeckungen aus.
Ertrag aus weniger Schäden
Auch die drei Sachversicherer des Continentale Versicherungsverbundes erzielten wie im Vorjahr überdurchschnittliche Beitragssteigerungen. Sie verzeichnen zusammengenommen ein Wachstum von 4,7 Prozent auf 1.039 Millionen Euro.
Die Continentale Sachversicherung AG erreichte ein Beitragsplus von 4,7 Prozent auf 493 Millionen Euro. Es resultiert wie schon 2016 im Wesentlichen aus dem erfreulichen Geschäftsverlauf in den Sparten Sach-, Haftpflicht- und Kraftfahrtversicherung.
Am kräftigsten wuchs erneut die EUROPA Versicherung AG. Ihre Beitragseinnahmen erhöhten sich um 5,7 Prozent auf 194 Millionen Euro. Ausschlaggebend hierfür war die Kraftfahrtversicherung, die beitragsstärkste Sparte des Direktversicherers.
Mannheimer versichert Autos
Die Mannheimer Versicherung AG als Maklerversicherer legte insbesondere in Kraftfahrt zu, darüber hinaus im Bereich ihrer geschützten Markenprodukte. Zum Jahresende 2017 stiegen die Beiträge des Zielgruppenversicherers um 4,3 Prozent auf 352 Millionen Euro.
Die Ertragslage in der Schaden- und Unfallversicherung entwickelte sich positiv. Die Combined Ratio, die Brutto-Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung, sank sogar von 93,5 auf 93,2 Prozent.
Fazit: Die Leistungsausgaben des Continentale Versicherungsverbunds für die Versicherten sinken, während die Einnahmen aus Prämienerhöhungen für Versicherte steigen. Das aus dem am Markt gegen Provision und Courtage eingekaufte Neugeschäft steigt und die Direktversicherung läuft gut. Die Kapitalanlagen aus dem Vermögen der Versicherten sorgen für eine zufriedenstellende Bilanz. Kurzum funktioniert hier das Prinzip der „klugen schwäbischen Hausfrau“: Immer mehr einnehmen als ausgeben und für denkbare schlechtere Zeiten sehr viel zurücklegen.
Dietmar Braun (db finanzwelt)