R+V testet Smart Home

R+V testet Smart Home
Karl Martin Popp (r.), Teilnehmer am Pilotprojekt, im Gespräch mit Christian Doll vom Malteser Hilfsdienst. / Foto: Lucian Tudorica / R+V)

Die Überwachung des Eigenheims durch hochempfindliche Sensoren und selbstlernende Technologie testet der Versicherer R+V. Die Smart Home Technologie liefere Daten und könne auch Leben retten.

(db) Ein neuartiges Smart-Home-Projekt zur schnellen Hilfe hat die R+V Versicherung gestartet. In Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst und IBM Watson hat der Versicherer 25 Wohnungen von Menschen, die allein leben, mit Sensoren und moderner Sicherheitstechnik ausgestattet.

Das System „Malteser Care“ erkennt – unterstützt von der IBM Watson Internet of Things-Plattform – Notsituationen und schlägt bei Auffälligkeiten sofort Alarm. Das Modellprojekt läuft zwölf Monate. Jüngster Teilnehmer ist eine 37-Jährige mit einer schweren chronischen Erkrankung, ältester Teilnehmer eine 92 Jahre alte Frau.

Smart Home alarmiert Hilfe

Technische Basis sind die in der Wohnung verteilten Sensoren. Temperatur- und Rauchsensoren messen die Luft im Raum, ein Wasserwächter meldet einen Überlauf an Waschbecken oder Badewanne. Türkontakte und Bewegungsmelder schlagen Alarm, wenn sich etwas Verdächtiges anbahnt. Die Bettbelegung wird erfasst um ungewöhnlich langes Liegen zu erkennen. Darüber hinaus lernt ein Algorithmus aus dem Verhalten des Bewohners: Wie ist sein Tagesablauf? Welchen Rhythmus und welche Routinen hat er? Unstimmigkeiten lösen automatisch eine Alarmkette aus: Zuerst wird das persönliche Netzwerk über eine eigene App verständigt. Können die Angehörigen das Problem nicht klären, werden die Profis vom Malteser Hilfsdienst vor Ort aktiv.

Smart Home für Versicherer wichtig

„Malteser Care“ selbst sei eine technische Weiterentwicklung des klassischen Hausnotrufsystems, ergänzte Rollinger. Zugleich könne R+V damit den Wunsch vieler älterer Menschen nach einem längeren, eigenständigen Leben in den eigenen vier Wänden erfüllen.

„Smart Home ist ein interessanter Zukunftsmarkt, auch für Versicherer. Deshalb ist es für R+V besonders wichtig, für künftige Produkte und Serviceleistungen entsprechende Erkenntnisse zu gewinnen“, sagt Norbert Rollinger, R+V-Vorstandsvorsitzender.

Mitarbeiter testen Smart Home

Für das Pilotprojekt konnten sich zunächst R+V-Mitarbeiter mit älteren Verwandten melden. Die meisten Testwohnungen befinden sich in der Region Mainz/Wiesbaden, zwei sind in der Nähe von Frankfurt und eine in Limburg. Bis Ende April 2018 wurden die Wohnungen mit der notwendigen Technik ausgestattet, seit Mai 2018 läuft das Pilotprojekt. Erste Erkenntnisse liegen R+V bereits vor.

„Bisher läuft das Assistenzsystem, nach einer Trainingsphase, weitestgehend störungsfrei. Es gab bisher wenige Fehlalarme, allerdings auch noch keine konkreten Notfälle“, so Experte Thomas Rudolf, der bei R+V das Modellprojekt mitgestaltete.

Das Sicherheitssystem lerne zudem schnell die persönlichen Gewohnheiten der jeweiligen Bewohner. Bis April 2019 sammelt R+V die Erkenntnisse aus dem Feldversuch. Danach entscheidet der Versicherer, ob das Angebot ausgeweitet wird. Unter anderem ist denkbar, dass es eine neue Assistance Leistung von R+V oder ein neuer Versicherungsbaustein wird, etwa in Pflege-, Kranken- oder Unfallversicherungen.   

Dietmar Braun (db)

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