Ehepaare leben länger

Die Ehe als Risikofaktor? Die meisten Ehepaare denken da eher an Scheidung und Trennung. Eine Studie zeigt, dass die Ehe-Partnerschaft der Gesundheit dient. Alleine zu leben ist ein Risikofaktor.
(db) Wissenschaftler schlagen in einer Studie vor, den Familienstand künftig als neuen Risikofaktor für Herzerkrankungen und Schlaganfälle aufzuführen. Sogar die Überlebenschancen nach solchen Erkrankungen sollen vom Beziehungs- und Familienstatus der Patienten abhängen. Personen, die alleinstehend, geschieden oder verwitwet sind, haben laut den Ergebnissen der Forscher ein höheres Risiko zu erkranken.
In Zukunft gilt es herauszufinden, ob der Familienstand im Risiko-Management Rückschlüsse auf weitere Krankheitsbilder zulässt. Eine globale Studie unter der Leitung der Keele University im Vereinigten Königreich in Zusammenarbeit mit der Macquarie University in Sydney kam zu dem Ergebnis, dass die Ehe möglicherweise vor der Entstehung von Herzkrankheiten und Schlaganfällen schützt und darüber hinaus Einfluss darauf nimmt, wer eher dazu tendiert, an den Folgen der Erkrankungen zu sterben.
Aufgrund dieser Erkenntnisse, die einer Pool-Analyse der vorliegenden Daten entstammen und im Journal Heart veröffentlicht wurden, schlagen die Wissenschaftler vor, den Familienstand als einen eigenen Risikofaktor für Herzkrankheiten und Schlaganfälle zu berücksichtigen.
Leben Ehepaare gesünder?
80 Prozent der kardiovaskulären Erkrankungen werden mit den bekannten Risikofaktoren in Verbindung gebracht: Alter, Geschlecht, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes. Es ist noch nicht klar, was die übrigen 20 Prozent beeinflusst.
„Unsere Arbeit legt nahe, dass der Beziehungsstatus beachtet werden muss, wenn es um das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen geht. Darüber hinaus sollte der Beziehungsstatus zusammen mit den gängigen Risikofaktoren betrachtet werden, wenn es darum geht, die Patienten zu identifizieren, die ein höheres Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben“, so Professor Mamas Mamas, der leitende Autor der Studie, Professor der Kardiologie an der Keele University und beratender Kardiologe an dem Royal Stoke University Hospital.
Die Erkenntnisse der bisherigen Forschung zum Einfluss des Familienstands waren nicht eindeutig, so dass die Wissenschaftler für ihren Versuch, Klarheit zu schaffen, eine große Anzahl an relevanten Forschungsprojekten durchforsteten. Sie haben auf 34 von 225 Studien zurückgegriffen (alle veröffentlicht zwischen 1963 und 2015) und dabei mehr als zwei Millionen Menschen im Alter von 42 bis 77 Jahren aus Europa, Skandinavien, Nordamerika, dem mittleren Osten und Asien betrachtet.
Die Pool-Analyse der Daten hat offengelegt, dass verglichen mit Menschen, die verheiratet waren, die unverheirateten (nie verheiratet, geschieden oder verwitwet) ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (42%) und Herzgefäßerkrankungen (16%) aufwiesen. Nicht verheiratet zu sein, wurde außerdem mit einem erhöhten Risiko für tödliche Herzgefäßerkrankungen (42%) oder tödliche Schlaganfälle (55%) in Zusammenhang gebracht.
Ehepaare mit gesunden Herzen
Bei genauerer Betrachtung der Daten hat die Analyse gezeigt, dass geschiedene Männer und Frauen ein um 35 Prozent höheres Risiko für Herzkrankheiten aufwiesen, wohingegen Witwen und Witwer zu 16 Prozent wahrscheinlicher einen Schlaganfall erleiden. Während es keine Unterschiede bei Tod durch Schlaganfall gab, war das Risiko für einen tödlichen Herzinfarkt bei Menschen, die nie verheiratet waren, um 42 Prozent höher, als bei Ehepaaren.
„Unsere Analysen haben gezeigt, dass verglichen mit verheirateten Menschen, unverheiratete Personen eher in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und tödlichen Schlaganfällen gebracht werden konnten“, sagt Dr. Anastasia Mihailidou vom Department of Biomedical Sciences von der Macquarie University.
Es ist wichtig, die sozialen Umstände und den Familienstand des Patienten genauer zu betrachten sowie gegebenenfalls spezielle Unterstützung im Rahmen der Patientenfürsorge einzubringen.
„Künftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, ob der Familienstand ein Ersatzmarker für andere negative Gesundheitsverhalten oder kardiovaskuläre Risikoprofile ist oder ob der Familienstand als eigener Risikofaktor angesehen werden muss“, so Chun Wai Wong, leitender Wissenschaftler von der Keele University.
Die Studie (Wong CW, Kwok CS, Narain A, et al. Marital status and risk of cardiovascular diseases: a systemic review and meta-analysis. Heart. doi 10.1136/heartjnl-2018-313005) wurde von der Keele University in Zusammenarbeit mit Dr. Anastasia Mihailidou vom Department of Biomedical Sciences der Macquarie University in Sydney und mit dem Rolling Institute, dem Royal North Shore Hospital, den Universitäten von Aberdeen und Arizona, den University Hospitals of North Midlands NHS Trust (UHNM) und dem King Fahd Armed Forces Hospital durchgeführt. Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es Schülern und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.
Dietmar Braun (db)
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