Notlagentarif nutzt die PKV bei Beitragsflut

Notlagentarif schützt vor Beitragsflut
Notlagentarif ist eine Lösung der PKV die Versicherte vorm Ertrinken in der Beitragsflut schützen soll. /Foto: db Media Dietmar Braun

Die PKV wird im Alter nicht nur für die Versicherer teuer, sondern inzwischen auch für Versicherte. Der Rückweg in die GKV ist geschlossen und die PKV sieht Basis-, Standard- und Notlagentarif als Lösung.

(db) Die Anzahl der Versicherten im Notlagentarif in der Privaten Krankenversicherung (PKV) wächst. Nach Angaben der Bundesregierung waren bei der Einführung des Notlagentarifs im Jahr 2013 zum Start der Lösung für einkommensschwache Versicherte 93.600 Personen versichert. Im Jahr 2017 waren es 106.200 Versicherte. Da in der Krankheitskosten-Vollversicherung der PKV in 2018 noch  8,75 Millionen Menschen versichert waren, ist der Anteil der nach dem Notlagentarif Versicherten im Verhältnis zur Zahl aller Vollversicherten in der PKV aktuell noch gering.

Notlagentarif nur ein Warnsignal

Eine Herausforderung der PKV ist die demographische Entwicklung, wo in mehr Fällen laufende Renten unterhalb des Anspruchs auf den Beitrag zur privaten Krankheitskosten-Vollversicherung liegen können. Gut verdienende Angestellte übersehen bis zum Eintritt in den Ruhestand, dass der Arbeitgeber bisher die Hälfte des Beitrags zur privaten Krankenversicherung geleistet hat. Beim Wechsel von Angestellten in die Selbständigkeit wird die Beitragsbelastung ohne Zuschuss eines Arbeitgebers schon früher klar.

Im Notlagentarif schlecht versorgt

Versicherte werden in den Notlagentarif eingestuft, wenn die Beiträge mehrere Monate nicht bezahlt werden können. Wer im Notlagentarif versichert ist, dem erstattet die private Krankenversicherung nur die Behandlungskosten bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen, bei Schwangerschaft und Mutterschaft, so die Auskünfte des PKV-Verbandes auf den Seiten im Internet. Im Klartext bedeutet dies von A bis Z, also Allgemeinarzt, Apotheke bis zur Vorsorge und Zahnmedizin, sind Leistungen im Leistungsumfang des Notfalltarifs ausgeschlossen.

„Die Privatversicherung ist gnadenlos: Wer Einkommenseinbußen hat und die ständig steigenden Beiträge nicht mehr zahlen kann, der ist im Krankheitsfall oft deutlich schlechter dran als gesetzlich Versicherte. Durch die steigende Inanspruchnahme von Sozialtarifen erbringt das PKV-System selber den Beweis, dass es nicht funktioniert“, warnt Sabine Zimmermann MdB, Gesundheits-Expertin der Fraktion der Linken im deutschen Bundestag.

„Die Linken-Abgeordnete Zimmermann liegt gnadenlos daneben: Nichtzahler gibt es in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ebenso wie in der PKV. Und in beiden Systemen erhalten sie genau die gleiche Notfallversorgung“, sagt Stefan Reker, Sprecher des PKV-Verbandes gegenüber Focus Online.

Teures Ende im Notlagentarif

Der Rückweg in die ursprünglichen Leistungstarife ist für die im Notlagentarif Versicherten mit Hürden ausgestattet. Vor der Rückkehr müssen die alten Prämienschulden beglichen werden und erst nach einer Wartezeit von zwei Monaten werden dann wieder Leistungen nach dem früheren Leistungstarif erbracht. Der Hammer für die Versicherten kommt dann wieder mit der laufenden Prämie, die sehr hoch ausfallen kann, da in der Zeit im Notlagentarif keine Altersrückstellung für die laufende Prämie gebildet wurde. Der Aufschlag für die Alterssicherung der PKV beträgt per Gesetz übrigens stolze zehn Prozent des Beitrags für die Krankheitskosten-Vollversicherung.   

Standard- und Basistarif wachsen

Neben dem oben genannten Notlagentarif existieren noch Standardtarif und Basistarif, welche Leistungen bieten die sich dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nähern. In diesen beiden Tarifen steigen die Zahlen der Versicherten, weil ein Wechsel in die GKV nicht mehr möglich ist. Zwischen den Jahren 2012 und 2017 stieg die Anzahl der Versicherten im Basistarif um 1.200 Personen, im Standardtarif waren es 6.700 Personen.

Dietmar Braun (db)

Schreibe einen Kommentar