So geht es – alles wird anders
Selbständige sind es gewohnt mit kaum Geld flexibel zu handeln. Resilienz zeichnet Künstler im Leben aus. Das liegt vielleicht daran, dass hier mit viel Demut und Geduld gearbeitet wird.
(db finanzwelt 2020-05-03) Viel schlimmer ist es, für mich als ein freier Journalist und Hochschuldozent, an einigen Hochschulen nicht lehren zu können. Nicht zu wissen, ob und wann ich jemals wieder mit Studierenden arbeiten kann, das macht mich zurzeit schon Sorgen. Die Arroganz und vor allem die Selbstgefälligkeit einiger Beamter auf Lebenszeit sind in der Krise nur sehr schwer zu ertragen. Dazu ist die Arroganz politischer Beamter mit Diäten und Pension ein Greul, aber da müssen wir durch.
Der einzige Lichtblick, sind die Lesungen, Seminare und praktischen Trainings, die sich jetzt in Ruhe vorbereiten lassen. Die Apps und Internet-Konferenzen haben vielerorts das Telefonieren verdrängt und wir haben den ganzen Tag, wenn wir das Haus verlassen, Gesichter vor uns, die knapp an uns vorbeischauen. Dazu kommt, dass auch viele Interaktionen im Privatleben nun über Netzdienste stattfinden. Das kann sich anfühlen, als würde man sich zum Feierabend-Bier mit Freunden nach dem Büro treffen.
Home Office ist anstrengend
Ob mit Freunden oder den Arbeitskollegen, das Gespräch mittels Bildschirm überfordert oft unser menschliches Gehirn, welches durch die Evolution nur schlecht auf die Bildschirmarbeit vorbereitet wurde. Angesichts dessen scheint es unwahrscheinlich, dass Meetings in Zukunft durch Netzdienste ersetzt werden können – es ist gut möglich, dass sich erste Banker oder Mitarbeiter der Assekuranz bereits nach Konferenzräumen sehnen.
Balsam auf die Seele sind die freien Aufträge als Journalist, Texter und erfahrener Fotograf. Auch Menschen die in unsicheren Zeiten den Rat bei Versicherungen brauchen und suchen trösten einen Experten für Finanz- und Geldwissen.
Netzwerke helfen
Erstaunlich ist dass die gepflegten Netzwerke sich wirklich als sozial erweisen und neben Zuspruch, Geschichten, Aufmunterung, jetzt mit Aufträgen aufwarten, und manche der verlorenen Honorar-Tätigkeiten kehren völlig überraschend zurück.
Es ist ein Wunder, dass sich in Krisen zeigt, welche Chancen und echte Freunde sich so einfinden. Das chinesische Schriftzeichen für Krise bedeutet zu recht auch gleichzeitig Chance, wie wahr und ach so wunderbar. Jedem Anfang in schweren Zeiten wohnt ein besonderer Zauber inne. Gott sei Dank.
„You never walk alone – but we do not walk hand in hand, but we shall overcome and we shall live in peace some day.“ So geht es – meist anders als gedacht – hoffentlich wird unsere Welt etwas besser. Alles wird anders – so geht es. Einfach machen durch einfach machen – täglich was Neues lernen.
Dietmar Braun (db finanzwelt), freier Fachjournalist