Ändert Corona das Chef-Denken?
Frauen haben zuvor in den Chef-Etagen viel Positives bewirkt. Die Corona-Pandemie räumt noch die Reste von der Denke alter Männer-Strukturen weg. Ein neues Miteinander scheint so möglich.

(db finanzwelt 2020-10-09) Eine Studie, des von Matthias Horx gegründeten Zukunftsinstituts, zeigt Trends in der Entwicklung von Unternehmen, während und nach der Corona-Phase. Was ändert sich im teils völlig veralteten Chef-Denken?
Alte Denke erodiert
Die Corona-Phase habe einen Alltag der von Vorhersehbarkeit und Planbarkeit geprägt war zerstört. Corona hat die alten Bilder der Zukunft auf einen Schlag verabschiedet – und mache gleichzeitig den Platz frei für neue Ideen frei, die bisher noch nicht für möglich gehalten wurden.
Das Aufkommen der Diskussionen über neue Arbeits-Plätze im Home-Office zeige, dass wir bereits jetzt aktiv an einem neuen Lebensumfeld und einer neuen gesellschaftlichen Vision arbeiten. Während noch vor der Krise für viele Arbeitgeber die Angst vor Home-Office groß war, zeige sich jetzt hoffnungsvoll, dass sich die Produktivität daheim zeitweise sogar verbessere.
Für Unternehmen wird sichtbar: Emotionale Intelligenz ist eine treibende Kraft die einen reflektierten und bewussten Umgang erfordert, um sie in positive Visionen zu übersetzen.
Mittels Corona begegnen wir der Welt mit einem größeren Bewusstsein für globale Zusammenhänge und Abhängigkeiten. Nur in seiner Sparte zu denken ist nicht mehr zeitgemäß. Viele kleine Veränderungen in unserem Alltag zeigen wie wir eine neue Beziehung zur äußeren Welt einnehmen, die jetzt Gesellschaft, Mensch und Natur als eine ganzheitliche Einheit versteht.
“Wichtig ist, dass wir uns FÜR eine Zukunft entscheiden. WIR sind die Zukunft. Die Entscheidung für Zukunft braucht Mut, über sich selbst hinauszuwachsen. Als Mensch, als Organisation, als Gesellschaft”, so Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts.
Kunden bestimmen den Erfolg
Für die Wirtschaft bedeutet das nun nicht mehr nur den Wettbewerb zu übertrumpfen, sondern eine bewusste Haltung zur Welt einzunehmen und diese in Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse zu übersetzen. Vor uns liegt ein bewussterer und vor allem ganzheitlicher Umgang mit dem Neuen und Innovativen.
Menschen sind keine Ressourcen, sondern aktive Träger einer unternehmerischen Idee und so wird sich auch das Verständnis von Personalwirtschaft sich wandeln. Der Wechsel von Human Resources zu Human Relations stehe uns bevor.
Begegnungen nach Corona
Corona verändert wie wir uns begegnen. Kontaktverbote und Distanziertheit prägen das Miteinander unter Menschen. Gleiches gilt auch für die Beziehungen von Menschen und Unternehmen. Die Ergebnisse der Trendforscher zeigen: Wir verspüren ein Verlangen nach Sinnhaftigkeit und Resonanz. Statt jedes Jahr den Technologie-Trends aus dem Silicon Valley oder China hinterherzujagen, werden sich erfolgreiche Unternehmen darüber definieren, dass sie selbst aktiv, authentisch, transparent und konsistent für diese Werte einstehen. Werte die uns als Gemeinschaft verbinden werden einen Bedeutungszuwachs erleben. So werden Marken und Kunden-Beziehungen zum Mittelpunkt neuer gemeinschaftlicher Erfahrungen und Werte zum zentralen Element der Wertschöpfung.
Führung nach Corona
Resilienz gelingt nicht durch Leistungssteigerung und operative Exzellenz bereitet nicht auf Krisen vor. Das Streben nach Optimierung verhindert sogar, rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Die Aufgabe der Führung war bereits vor der Corona-Pandemie im Wandel. In der Post-Corona-Ökonomie wird es noch viel weniger darum gehen, die Aufrechterhaltung des Regelbetriebs zu überwachen, sondern für Irritation, für Abweichungen, für ein stetes Hinterfragen des eingeschlagenen Weges zu sorgen – und das Menschliche zurück in die Unternehmenskultur zu bringen.
Dietmar Braun, freier Fachjournalist (DFJV)